
Rimpler
Roman
1987. 178 Seiten. Gebunden
Umschlag unter Verwendung einer Zeichnung des Autors
Rimpler, das ist der Name eines nicht mehr zeitgemäßen Polizisten. Der Alltag und der Zynismus unserer Zeit haben den Mann überholt. Rimpler ist ein Ritter vergangener Ideale, einer, der statt mit Demonstranten mit Riesen kämpft. Erst als ihn eine Erkrankung aus seinem Element, als Hüter der Ordnung, herausrreißt, beginnt er die Wirklichkeit und sich selbst zu sehen.
Nach knapp dreißig Jahren Dienstzeit wacht Rimpler eines Morgens gelähmt auf, ohne sichtbare Verletzungen. Monatelang kann er sein Zimmer nicht verlassen, mit der Hilfe seiner Frau lernt er langsam wieder gehen. Seinen Außendienst kann Rimpler nicht mehr aufnehmen; er wird im Präsidium mit dem Sortieren von Karteikarten beschäftigt.
In dieser Zeit der Neuorientierung seines Lebens setzt der Roman ein, er ist ein einziger Monolog des seine Vergangenheit erinnernden und erzählenden Rimpler. Seine einsame Rede führt er auf der Couch einer Psychiaterin, die als stumme Gesprächspartnerin seinen zwischen verschiedensten Erlebnissen und Angstträumen springenden Erinnerungen beiwohnt. Nach und nach fügt sich für den Leser eine zusammenhängende Vorstellung von der Existenz Rimpler. Diese ist geprägt von seiner Ehe, opponierenden Kindern, noch grundsätzlicher jedoch von seinem Beruf, dem Dienst am Staat für Recht und Ordnung. Mit seinem Unfall zeigt sich Rimpler, dass es in dem Apparat, dem er seit den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland angehört, keinen Platz für Opfer gibt. Seine Angstschübe und Schuldgefühle geben ihn als ein noch umfassenderes Opfer zu erkennen – das seiner eigenen Täterschaft.
Urs Jaeggi zeigt ein weitreichendes Verständnis für das Opfer wie den Täter Rimpler; dem Leser bleibt ein beruhigender moralischer Standpunkt verwehrt, das Leben Rimplers kann nicht pauschal verurteilt und verdrängt werden. Wo es keine einfachen Antworten gibt, haben die Fragen etwas Erschreckendes, »Rimpler« stellt solche Fragen.
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